Mittwoch, 2. November 2011

Die gute Fee


Jetzt habe ich sie: Meine gute Fee! Meine Mitbewohnerin beschwert sich zwar ständig, dass sie zu wenig lächelt, aber ich bin so froh, dass es sie gibt. Bei mir lächelt sie auch recht viel, vor allem wenn ich sie lobe und mich bei ihr bedanke.

Von wem ich spreche? Der ein oder andere mag es ahnen. Ich spreche von Tia, unserer Hausangestellten, auf Indonesisch „pembantu“ (bantu = helfen). Ich weiß nicht wie ich je wieder ohne sie leben soll! ;-)

Mein Miete beinhaltet übrigens neben Wasser, Strom, TV, Internet, gekochtem Reis (richtig gelesen) auch eine pembantu. Am Anfang viel es mir schon sehr schwer mit ihr umzugehen und manchmal tut sie mir auch wirklich leid, wie meine Mitbewohnerin sie behandelt, aber ich finde Tia mittlerweile toll!
Sie bewohnt ein sehr kleines Zimmer mit Fernseher und hat ihr eigenes indonesisches Bad mit Stehklo und Wasserbecken samt Kelle zum Duschen bei uns im Haus. Jeden Morgen wird das komplette Haus gefegt und gewischt und die Badezimmer geputzt. Wenn ich jeden Tag das Haus verlasse, passiert das automatisch in meinem Zimmer und Bad. Zudem wird der Müll ausgeleert, mein Bett gemacht, mein Schreibtisch aufgeräumt oder was sonst in meinem Zimmer rumfliegt (für die Süddeutschen unter euch: rumfährt) und das coolste: Meine Wäsche wird gewaschen und gebügelt abends wieder auf mein Bett gelegt!

Die gute Tia in der Kochecke
Unser Haus, wie eigentlich fast jedes in dieser Stadt, hat ein Tor, das aus Sicherheitsgründen immer abgeschlossen ist. Die Haustür natürlich auch. Am Anfang habe ich immer versucht, es selbst aufzuschließen, aber mittlerweile aufgegeben, weil der Schlüssel von innen immer steckt und ich dann sowieso klingeln muss, damit Tia mir das Tor und die Tür aufmacht. Heute zum Beispiel war ich zu faul meinen Regenschirm für die Minute rauszuholen und Tia hat mich dann extra mit Schirm die drei Meter ins Haus begleitet, obwohl ich meinte, dass das nicht nötig sei. War es anscheinend wohl und in solchen Momenten fühle ich mich wirklich unwohl, weil diese Situation und die vielen anderen, sie gefühlt zum Menschen zweiter Klasse machen. Vor allem, wenn ich sehe wie sie von Indonesiern behandelt wird. Kein Wunder, dass sie bei denen nie lacht!

Am Abend gebe ich ihr jetzt neuerdings öfter mal Geld und sie geht einkaufen, um mir dann am nächsten Tag Essen zu kochen! Tia kann ziemlich gut kochen, nur muss ihr natürlich sagen was, aber ich kenne nicht so viele indonesische Gerichte. Selbst mein Indonesischlehrer ist völlig begeistert von ihrem Essen und hat mir heute eine Liste mit indonesischen Gerichten genannt. Am Anfang war es mir sehr unangenehm, sie zu bitten für mich zu kochen und ich habe oft selbst gekocht und das ein oder andere Glas abgewaschen, aber mir wurde gesagt, dass das sehr unhöflich und ihr gegenüber respektlos sei. Meine Mitbewohnerin lässt sich alles ins Zimmer bringen und wieder abholen. Ich esse dann doch lieber am Küchentisch und räume mein Geschirr hinterher in die Spüle. Für mich ist sie kein Buttler!

Achja, und wenn meine Schuhe geputzt werden müssen, tut sie das natürlich auch und wahrscheinlich würde sie noch viel mehr machen, aber das mag ich nicht. Ich habe mich immer schlecht gefühlt, dass sie hier 7 Tage die Woche arbeitet (mit natürlich viel freier Zeit zwischendurch) und ziemlich wenig Gehalt bekommt, aber mir wurde gesagt, dass es kulturmäßig ein absolutes No-Go ist, keinen einzustellen, weil man dann als geizig gilt und was geheim halten möchte. So sehe ich es jetzt, dass sie dank uns einen Job hat und Geld verdient. Und ich genieße es, absolut keinen Haushalt führen zu müssen! So gut hatte ich es bei Mama nie! ;-) Manchmal werden Wünsche doch wahr…

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