Samstag, 12. November 2011

Meine größte Herausforderung hier!

Unsere Namensschilder
Meine größte Herausforderung hier? Die Arbeit bei Jabez mit unseren Volunteers, aber auch bei uns im Leitungsteam. Um das mal kurz zu beschreiben, wie das hier so Woche für Woche oder ähnlich abläuft, beschreibe ich euch mal exemplarisch eine Woche genauer.

Ich bin u.a. für die Einteilung des Unterrichts am Samstag zuständig. Das bedeutet, dass ich jede Woche klären muss, wer von unseren Freiwilligen überhaupt kommt, wer halbwegs qualifiziert ist, was zu tun und ob die Unterrichtsvorbereitungen für alle Stunden (Centre) stehen, die ich dann den unterrichtenden Lehrern weiterreichen muss.

Es fängt mittwochs an. Ich schicke an jeden Volunteer persönlich eine Nachricht, normalerweise per Blackberry Messenger oder per SMS. Am Anfang habe ich es mit e-mails an alle versucht. Erfolglos. E-mails an einzelne Personen. Erfolglos.  Also, passe ich mich natürlich dem Leben hier an und verschicke Nachrichten per Handy. Nach und nach teile ich in unserem online gestellten „Stundenplan“ vorläufig ein, wer welches „Fach“ unterrichtet und wer wo eingesetzt ist. Am Samstagmorgen verschicke ich dann wieder Nachrichten, um mitzuteilen, wer was macht. Warum nicht früher? Tja, das werdet ihr gleich sehen:

"Library Time"
Mittwoch, 26.Oktober:
Ich verschicke die einzelnen Anfragen per Handy. Drei von 15 angeschriebenen Volunteers melden sich am selben Tag zurück. Dazu muss ich sagen, dass ich es von einigen anderen schon weiß, dass sie kommen, weil sie es mir die Woche vorher gesagt haben. 

Donnerstag, 27. Oktober:
Es melden sich ein paar mehr Leute zurück; es sind viele Absagen dabei.

Freitag, 28.Oktober:
Ich verschicke nochmals Erinnerungen, die dann bis auf 2-3 alle beantwortet werden.

Samstag, 29. Otober (um 12:30 Uhr sollen die Volunteers eigentlich da sein.):
9-10 Uhr: Ich verschicke Nachrichten an jeden einzelnen mit seinen Aufgaben und dem jeweiligen Lehrplan. Kurz danach bekomme ich Absagen von Leuten, die es doch nicht schaffen zu kommen. Auch einer unserer Leiterinnen fällt plötzlich ein, dass sie heute keine Zeit hat; schickt mir aber den Unterrichtsplan für ihre „Klasse“ (Centre). Ich ändere die Einteilung mal wieder um. Außerdem bitte ich jemanden früher zu kommen, weil er Sachen für mich hat, die ich für den Unterricht brauche und vorbereiten muss.

11.30 Uhr: Ich komme im Centre an, mache die Ventilatoren an, fege nochmal durch, stelle die Tische auf,
Bücher aussuchen
schließe alle Räume auf, baue die Bücherei auf, bereite die „Anmeldung“ vor, schneide, klebe oder mache, was auch immer zu tun ist.

12:10: Die vierte kurzfristige Absage kommt.

13:00 Uhr (Offizieller Beginn): Zwei neue Volunteers (Amerikaner) kommen und ich weise sie in den Unterricht ein, weil sie mein Centre übernehmen, da zwei unserer Leiter nicht  da sind und ich ihren Part übernehme. Allerdings kann ich ihnen noch nicht die Materialien geben, da der besagte Mitarbeiter anstatt früher zu kommen, immer noch nicht da ist. Viele Kinder wuseln natürlich auch schon herum. Die zwei spontanen Amis setzen sich mit ein paar von ihnen hin und lesen Bücher in unserer Bücherei oder spielen ein paar unsere Lernspiele mit ihnen. Ich versuche die Anmeldung zu managen während nach und nach ein paar Volunteers eintrudelen, die ich in ihre Aufgaben einweise.  

13:25: Der Volunteer kommt endlich mit meinen Materialien, die ich schnell jemandem anderes zum Ausschneiden gebe.
Singen und Einteilung in die Centre
 13:30: Ich bitte die Kinder die Materilaien wegzupacken und fange an mit ihnen zu singen. Das machen normalerweise zwei aus unserem Leitungsteam oder ein anderer Volunteer. Also, muss ich in den sauren Apfel beißen.  Danach erfolgt die Einteilung der Kinder in die Centre. (Wir haben keine richtigen Klassen, aber das erkläre ich mal an anderer Stelle. Siehe Fotos auf der rechten Seite unter: Fotos und Videos JabezKidz Centre).  In letzter Sekunde kommt eine weitere Freiwillige und übernimmt das Kunstcentre.

15:00: Eine neue indonesische Freiwillige kommt, die sich das Center angucken, aber eigentlich um 12:30 Uhr da sein wollte.

16:00 Uhr:  Der Unterricht ist vorbei und eine unserer muslimischen Freiwilligen hilft mir aufräumen und putzen. Das macht sie immer. :-) Ich möchte gehen, aber sie bittet mich zu bleiben, da zwei ihrer Freunde heute eigentlich auch unterrichten und sich das Centre angucken wollten noch nicht da waren, und ich sie kennenlernen sollte.

Josh, der Ami, der spontan mein Centre unterrichtet
17:00 Uhr: Die beiden kommen endlich und ich erkläre ihnen alles. Sie sind übrigens äußerst nett und hilfsbereit und ich bin froh, dass sie uns helfen werden. Zwanzig Minuten später kann ich dann nach Hause gehen. :-)

Diese Woche lief es ähnlich. Zur sind alle schwer beschäftigt. Leider bin ich zurzeit arg krank und ich musste Freitag absagen. Allerdings hatte ich vorher natürlich geregelt, wer was macht und einer unserer Leiterinnen eine Liste mit Aufgaben, die ich normaler erledige, gegeben. Sie ist auch Asiatin und ich muss natürlich nicht erwähnen, dass einiges nicht erledigt wurde.  So was macht mich wahnsinnig und ich mache alle anderen wahrscheinlich wahnsinnig, weil ich so ordentlich und genau arbeite. Die haben ja kein Problem damit, dass alles immer so chaotisch ist. Mir fällt das schwer, vor allem, weil es doch nicht so sein müsste. ;-) Obwohl, die besagte Mitarbeiterin sich schon darüber beschwert wie chaotisch es ist…

Nur ganz kurz zum heutigen Tag: Vier Volunteers, die zugesagt hatten zu kommen, kamen gar nicht erst. Sechs Teenies, die aushelfen wollten, kamen 2 Stunden zu spät und diese besagte Leiterin musste mit drei Leuten den Unterricht allein schmeißen während Dominique sich parallel um die Bücherei gekümmert hat. So wurden halt heute zwei Centre zusammengelegt. Mir tat sie total leid als ich später davon hörte.  Sie als Asiatin stört das scheinbar kein Stück und sie ist froh darüber wie gut es lief. Ich wünschte, ich könnte da auch so relaxt sein.

Ein weiteres Problem mit indonesischen Volunteers  ist es, dass sie gerne helfen, solange sie nichts Besseres vorhaben. Allerdings haben wir auch drei sehr zuverlässige, die aber auch gern mal sehr kurzfristig absagen. Das liegt einfach an der Kultur. Sie quatschen äußerst  gerne während des Unterrichts und schreiben Nachrichten per Handy und sind dann immer ganz verwundert, wenn ich nicht wirklich zu einem Schnack während des Unterrichts aufgelegt bin. Hier prallen zwei Welten aufeinander und ich muss lernen nicht so deutsch und arbeitseffizient zu sein, sondern dass Kommunikation und Gemeinschaft immer vorgeht. Natürlich muss ich an dieser Stelle auch erwähnen, dass wir auch einige sehr zuverlässige Mitarbeiter haben. Über sie bin ich mehr als dankbar!

So oder so ähnlich ist es jede Woche! Da braucht eine noch deutschere Jessi als sie dachte, sehr viel Geduld und Spontaneität! Immer wieder werde ich vor große Herausforderungen gestellt und gezwungen weniger genau und gewissenhaft zu arbeiten, weil ich sonst wahnsinnig werde. Wie anders die Welt hier doch ist… 

Heute ist dies meine größte Herausforderung, morgen ist es wieder eine andere! Willkommen in Asien!


Zusatz: 
Jede Woche schicke ich weit über 300 Nachrichten per e-mail, SMS, Blackberry Messenger oder WhatsAPP raus. Natürlich ist da viel Privates bei, weil man hier so kommuniziert. Wenn ich es mir so recht tüberlege, sind es wahrscheinlich weitaus mehr, aber das will ich lieber gar nicht wissen. Wie gut, dass ich hier ständig im Stau stehe und alles mit meinem Handy regeln kann…

Ergänzung vom 28.11.2011: Am vergangenen Samstag musste JabezKidz ausfallen, weil wir inklusive mir nur zu dritt waren. Davor die Woche waren wir unerwartet auch nur zu dritt. Es war ganz schön anstrengend sich so um 60 Kinder zwischen 4 und 14 zu kümmern, denn geplantes Programm konnten wir so nicht durchführen.







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