Sonntag, 30. Oktober 2011

In der Ruhe liegt die Kraft...

Heute geht es um Geräusche und andere Kuriositäten gebunden an eben diese, die mich hier so tag täglich umgeben.

Mein Zimmer mit Klimanlage
Kleine Quizfrage zu Anfang: Woran merke ich morgens, dass ich wach bin?

Wenn ich das Surren der Klimaanalage wahrnehme, das eigentlich nicht der Grund des Aufwachens war, sondern unsere Hausangestellte, die irgendwas putzt oder in der Küche das Frühstück für meine Mitbewohnerin Eda kocht. Diese ist nämlich Indonesierin und isst somit drei Mal am Tag warm. Oder es hat mal wieder an der Tür geklingelt: Das passiert gerne mal 6-7x pro Tag: Meistens kommt irgendein Familienmitglied meiner Mitbewohnerin, die viele hat, da ihr Vater einmal geschieden und nun doch gleich ZWEI Ehefrauen und insgesamt NEUN Kinder hat! Oder es kommt der Wasserlieferant, der Handwerker, das Diätessen, was meine Mitbewohnerin sich liefern lässt, die Post (Briefkästen gibt es nicht), oder oder oder. . .

ungebetenes Haustier: cicak
Heute Morgen habe ich allerdings zum ersten Mal Vogelgezwitscher wahrgenommen! :-) Die Tiere, die ich sonst immer höre, sind die Eidechsen (cicak), die hier im jedem Haus an den Wänden und vor allem hinter den Schränken und Bildern langhuschen. Die machen so komische Piepsgeräusche. Am Anfang dachte ich, ein eigenartiger Vogel hätte sich im Haus verirrt.

Kaki Lima

Nun muss man zu den „Kaki Lima“ etwas berichten. Kaki Lima (Fünf Füße) sind fahrende kleine Gefährte, die entweder an der Straße stehen oder durch die Straßen gefahren/ geschoben werden und Essen und Getränke verkaufen. Jedes dieser kleinen Wagen hat ein eigenes Geräusch, eine Melodie, eine Klingel oder einfach einen Typen, der etwas ruft. So z.B. der „Hähnchen-Mann“. Ich habe ihn noch nie gesehen, aber jeden Morgen zwischen 8 und 9 zieht er durch unsere Straße und ruft: „Ayam! Ayam!“ (Hähnchen! Hähnchen!) Am nervigsten ist der Eismann, der allerdings in ganz Indonesien die gleiche penetrante Melodie hat. Dank eben dieser kann ich ihn überall finden, egal wo und egal zu welcher Tageszeit.

Sonntagsvormittagsverkehr :-)


Da die Regenzeit jetzt so richtig begonnen hat, gewittert es jeden Tag. Das regnet gar nicht unbedingt immer, aber entweder ist aus der Nähe oder Ferne immer ein Grollen zu hören. Irgendwie klingt das hier anders und ein bisschen gruseliger.

Aus irgendeinem Grund sind bei uns seit zwei Wochen täglich Handwerker im Haus, aber egal wo man in dieser Stadt langfährt, findet man überall Baustellen, die so ihren Lärm mitbringen: Häuser werden gebaut/ repariert, Straßen aufgerissen und erneuert, Bushaltestellendächer erneuert, usw. Oh halt, nicht immer wird überall gearbeitet – ich erinnere nochmal gerne an die Bilder vom letzten Post… Alles dauert hier also allein schon deswegen länger. Abgesehen davon, dass der Indonesier anscheinend die Langsamkeit erfunden hat.

 fahrtüchtiges "Ökofahrzeug" ;-)
Nicht zu vergessen: Der Verkehr! Das ist ein ständiges Gehupe und selten gibt es nur einspurige Straßen, sondern 2-5 spurige in eine Fahrtrichtung. Offiziell sind es fünf, in Realität natürlich viel mehr. Deshalb hat man hier auch schon mal gar keine Mittelstreifen aufgemalt… Die Anzahl der Fahrzeuge machen schon ordentlich Lärm, aber das Alter einiger bestimmter Busse und anderer Fahrzeuge, so wollen wir sie mal gutmütig nennen, sorgen für ordentlich hohe Dezibel.

Das, was dieses Land und diese Stadt sehr prägen sind die Moscheen. Man findet sie in jeder Nachbarschaft, in jeder Ecke und in fast jeder Straße. Von hier aus ertönt 5x täglich lautstark der Ruf zum Gebet durch die Lautsprecher. Von meiner neuen Wohnung höre ich zum glück nur eine, von meiner allten wurde ich immer von drein beschallt, die direkt nacheinander zum Gebet riefen.

Der Indonesier scheint zwei Dinge gerne zu mögen: Kälte und Lautstärke. Betritt man ein Einkaufszentrum, lässt es einen fast das Blut in den Andern gefrieren und in vielen Geschäften die Ohren abfallen. Während die Klimaanlagen auf eine sehr niedrige Temperaturen (meistens 18°C, draußen sind es 33-35°C) gestellt sind,  sind die Lautsprecher auf nahezu höchste Stufe gestellt. Ins Kino kann ich nur mit langen Kleidern samt warmen Schal und mit Ohrstöpsel gehen!

Komischer Weise hat der Indonesier wahnsinnige Angst vor einer ganz bestimmt Krankheit, die Verspannungen, Durchfall, Magenkrämpfe, kalte Haut und Kopf-und Rückenschmerzen jeglicher Art auslöst: „Masuk Angin“. Das bedeutet Wort wörtlich übersetzt: „Wind tritt ein“, naja eigentlich heißt es Wort wörtlich: „Eingang Wind“. Vielleicht sollten die Indonesier hygienisch sauberer  mit Lebensmitteln hantieren, die Klimaanlagentemperaturen höher stellen, die Lautsprecher niedriger und überhaupt weniger Lärm machen, denn dann wird man auch weniger krank und braucht keine Angst zu haben, dass Wind in den Körper kommt…

Dennoch: Ich lebe sehr gerne hier!

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