Donnerstag, 13. Oktober 2011

Umzug auf Indonesisch!

Sicher haben sich einige von euch schon gefragt, ob Jessi in ihren Berichten nicht ein wenig übertreibt. Mir ging es zumindest zeitweise so. – Bis ich hierher kam. Hier schreibt also mal Debora den Blog von Jessi – die unglaubliche Geschichte eines Umzuges auf der anderen Seite der Erde.

 Dass die Vermieterin fast täglich auftaucht, hatte Jessi ja schon in einem vorherigen Blog erwähnt. Und so hatte ich auch direkt an meinem ersten Nachmittag (Mittwoch) in Jakarta das zweifelhafte Vergnügen diese Person kennen zu lernen.  Nun gut, es gab ja wohl auch noch einiges zu regeln, denn Freitag wollte Jessi ausziehen. Aber hätte sie das nicht auch schon Sonntag, Montag oder Dienstag  regeln können, wo sie da doch auch schon vorbei gekommen war? Und trotz meinen nicht vorhandenen Indonesisch Kenntnissen habe ich ein Wort, das häufiger fiel sofort verstanden: Makan = essen. Wie sagt man so schön: Andere Länder andere Sitten:   Ich glaube es wäre wohl in Deutschland undenkbar, dass der Vermieter einfach so aufkreuzt, schnell mal einen Blick in alle Zimmer wirft und dann ungebeten am Esstisch Platz nimmt.

Donnerstag waren wir den ganzen Tag unterwegs gewesen. Als wir dann am Nachmittag zurück kamen, war die gute Frau schon wieder in der Wohnung. Nach zwei Monaten hatte sie es endlich geschafft die Klimaanlage reparieren zu lassen. Warum das jetzt auf einmal so schnell ging? Sie wollte die Wohnung nach Jessicas Auszug beziehen. Und um das auch ganz deutlich zu machen, hatte sie auch schon mal die ersten Sachen mitgebracht. Koffer und Bettzeug belegten das halbe Sofa und auch der Herd war komplett zugestellt. Uns störte das doch nicht, oder? Nein, natürlich nicht, freundlich nicken und lächeln. Wann wir denn die Wohnung verlassen würden? Freitag, 8 Uhr abends, denn der Freund, der Jessi helfen wollte, konnte nicht eher. 

Freitagmorgen, als wir dann das Haus verließen begegneten wir der Vermieterin und ihrem Schwager vor dem Treppenhaus. Der Schwager fragte dann auch noch mal, wann wir denn weg wären. Wieder lautete die Antwort 8 Uhr. Er schien recht verwundert, dass sie schon Sachen in die Wohnung gebracht hatte, fragte dann aber auch, wann wir wieder da wären, da er noch etwas besprechen wollte. Anscheinend war an den vorangegangen  5 Tagen noch nicht alles geklärt worden. Gut, ca. 15 Uhr wären wir wieder da. Und zur Verabschiedung dann noch einmal: Delapan = 8 – eher kann der Freund uns nicht abholen!

Kurz nach 3 Uhr stand sie dann wieder vor der Tür. In der Wohnung traf sie auf uns mit offenen Koffern und wenig Nerven, hieß es doch doppelte Taschen packen: Für unsere Reise und die Taschen, die in die neue Wohnung sollten. Irgendwie schien die gute Frau ehrlich verwundert, dass sie sich nicht hinsetzen konnte. Hatte sie vergessen, dass das Zeug auf dem Sofa zur Hälfte ihr gehörte?
Aus dem darauf folgenden Gespräch habe ich nur Delapan verstanden. Jessi hat es ungefähr 10 mal gesagt. Was ist an 8 Uhr nicht zu verstehen?  Es ist ja auch nicht so, dass wir nicht kooperativ wären, aber wenn schon jemand extra kommt, dann nimmt man die Hilfe eben dankbar an.  Und immerhin hat der Tag –zumindest in Deutschland –  24 Stunden. Jessi war irgendwann so genervt, dass sie - um des lieben Frieden willens - eingewilligt hat, dass die gute Frau schon ab  7 Uhr ihre Sachen in die Wohnung bringen kann. Aber sie hat auch noch einmal betont, dass wir erst um 8 Uhr abgeholt werden.
Als wir um viertel vor 5 vom Pool wieder hochkamen, erwartete uns die nächste Überraschung: Ihre Hausangestellte hatte in der Zwischenzeit   ein paar Sachen vor die Wohnung gestellt, die wir gepflegt ignorierten. Nicht ignorieren konnten wir allerdings das Klopfen ca. eine halbe Stunde später: Schon wieder die Angestellte mit den nächsten Sachen. Ihr war das sichtlich unangenehm.  Und wie geht man hier mit einer solchen Situation um? Freundlich lächeln! Wir haben ihr dann gestattet die Sachen auch schon in der Wohnung abzustellen, wo Jessi noch dabei war die letzten Dinge in die Koffer zu verpacken. Leider blieb es nicht bei dem einen Mal. Im Laufe der nächsten halben Stunde tauchte die Angestellte mit immer mehr Sachen auf. Jedes Mal mit einem peinlich berührten Lächeln im Gesicht. Bald darauf konnte man sich in der Wohnung nicht mehr richtig bewegen und die Sachen der Vermieterin waren deutlich mehr als Jessis.

Punkt 7 Uhr kam dann die Vermieterin. Sie entschied dann, dass einfach zu viele Sachen in der Wohnung waren. Ganz meiner Meinung. Doch was danach kam, kann man mit europäischen Ohren kaum glauben. Die Vermieterin und ihre Angestellte fingen an, Jessis Koffer und Kisten auf den Flur zu stellen. Wie bitte soll man denn in solch einer Situation reagieren? Wir haben es so hingenommen und versucht die Situation mit Humor zu sehen. Typisch Indonesisch halt: Lachen, wenn man nicht weinen will. Die Sachen haben wir mit Hilfe der Angestellten – die sich mehrfach für ihre Chefin entschuldigte - in den Aufzug gebracht. Da wir in der Lobby nicht warten durften, saßen wir dann unten in der Tiefgarage vor dem Aufzug auf gepackten Koffern…
Umzug auf Indonesisch! Ich revidiere: Jessi hat in ihren vorherigen Beiträgen in keinem Fall übertrieben. Eher untertrieben.  Gut für uns, dass der Freund Mitleid mit uns hatte und doch eher kommen konnte.

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