Donnerstag, 8. September 2011

Urlaub mal anders

Mit Wilners Schwestern und ihrer Nichte
Lange habe ich nichts mehr von mir hören lassen. Das war nicht geplant. Ich bin am Abend des 29.08 mit Wilner, einer unserer Volunteers zu ihrer Familie nach Bandung (3,5 indonesische Zugstunden entfernt) gefahren und wollte dort bis zum 02.09 bleiben. Allerdings habe ich mir Mittwoch, den 31.08 bei einer amerikanischen Fastfoodkette namens Wendys eine Lebensmittelvergiftung eingefangen. Dieses Land ist einfach sehr unhygienisch und dort habe ich es nicht erwartet. Sonst bin ich sehr vorsichtig mit dem, was ich esse. Wie auch immer. Es hat mich ziemlich dahin gerafft, so dass ich drei Tage total flach lag: Durchfall, Erbrechen (zum Glück nur am 1. Tag ca. 10x in vier Stunden), Fieber, Magenschmerzen und –krämpfe. Letztere sind auch immer noch leicht vorhanden, besonders wenn ich was gegessen habe. Zum Glück gab es auch in Bandung ein internationales Krankenhaus, in dem ich Antibiotika und andere Medikamente bekommen habe. Leider musste ich dafür 30 min auf einem Roller sitzen, in der Hoffnung nicht sofort aufs Klo zu rennen oder mich zu erbrechen. Aber nach 5 Stunden Erbrechen und Durchfall war auch keine Flüssigkeit mehr in meinem Körper.

Wilner
Trotz allem, hatte ich auch schöne Momente in Bandung und ich habe viel über Indonesier gelernt. Zum Beispiel Gastfreundschaft: Ich wusste ja, dass das hier wichtig ist, aber was ich hier erleben durfte, war außerordentlich, wenn auch für einen Deutschen manchmal sehr anstrengend. Z.B. musste/ durfte ich immer im Bett der Hausbesitzer schlafen und sie selbst haben auf dem Sofa oder auf Matratzen auf dem Fußboden geschlafen. Ich durfte das nicht! Dann haben sie ständig was für mich gekocht und mir Essen angeboten, sogar eine Hose geschenkt. Wenn ich für etwas selbst zahlen wollte, waren sie beleidigt. Zum Schluss haben Wilner und ich dann eine gute Abmachung gefunden. Sie waren sehr stolz, eine Weiße „Bule“ bei sich zu haben. Allerdings hatte das den extremen Nachteil, dass die Schwester mir täglich mehrmals an die Nase und die Wangen gefasst hat, weil sie mich so hübsch findet. Außerdem musste ich ständig mit jedem Familienmitglied, das kam um mich zu begutachten, Fotos machen. 
ohne Worte ;-)

Selbst nachdem ich mir gerade die Seele aus dem Leib gekotzt hatte, musste ich für Fotos posen. Diese attraktiven Fotos sind jetzt alle auf deren Facebookseiten zu finden… Und auf denen, von den ganzen fremden Menschen, die sich mit mir fotografiert haben lassen. Am Montag waren es 10! Man kommt sich manchmal vor wie im Zoo!

Die größte Herausforderung dort war meine Privatsphäre, die nicht eingehalten wurde, weil es keine in dieser Kultur gibt. Was das bedeutet, wenn man krank ist, ist schwer vorstellbar, aber ich versuche es mal zu beschreiben: Die Häuser sind sehr offen hier. Selbst wenn es Türen gibt, ist die Mauer nicht ganz hochgezogen oder es gibt über der Tür „Fenster“ ohne Glas, so dass immer alle Geräusche durchdringen. Ganz abgesehen davon, dass Indonesier die Türen nie schließen. Wie auch immer, die Toilette, ein Stehklo übrigens, ist fast immer als Miniraum in der Küche integriert und auch nicht „schalldicht“, weil eben oben alles offen ist. Das ist besonders schön und peinlich, wenn man Durchfall hat und alle sich in der Küche über dich totlachen. Dann kamen die eine Schwester bei jedem Erbrechen zu mir und streichelte mir über den Rücken. Total lieb gemeint, aber wenn ich erbreche, will ich keinen in meiner Nähe, erst Recht nicht jemand Fremdes, der einen streichelt. Aber da musste ich durch. Nach jedem Erbrechen kam sie mit Öl und hat meinen Bauch massiert. Wer  mich kennt, der weiß dass ich es überhaupt nicht abkann, wenn man meinen Bauch berührt. Ich habe alles über mich ergehen lassen und sehe ein, dass es total lieb und gastfreundschaftlich ist. Wie gesagt, es war alles eine große Herausforderung. 
35° C, aber Jacke und Handschuh!
Die weitere war, dass es eben keine Privatsphäre gibt und die Indonesier meistens zwischen 4 und 5 morgens aufstehen. Jeden Morgen rissen sie dann gegen 5 meine Zimmertür auf und fingen an zu putzen oder Sachen aus dem Zimmer zu holen/ zu bringen. Wenn man krank ist, ist das schwer aushaltbar. Aber zum Schluss sagten sie, dass Weiße Bules immer so schnell wütend werden, aber ich nicht. Ich sehe das als Kompliment und bin dankbar, dass ich dort nicht ausfallend geworden bin, denn wie ihr wisst, kann ich das sehr gut ;-)

Aber nun zu meinen Erlebnissen und was ich trotz Krankheit machen konnte. Ich musste ja nun vier Tage länger bleiben, auch weil ich keinen Zug zurückbekommen habe.

Am Dienstag waren wir im „Butterflyhouse“. Klingt langweilig, war es aber nicht, da es dort coole Insekten (s. Video) riesige Schmetterlinge gab. Außerdem genieße ich immer noch die Pflanzenvielfalt hier. Gott war sehr kreativ als er Indonesien schuf! :-) Dieses Land ist einfach nur wunderschön.

Am Mittwoch waren wir in den Bergen und haben uns einen Wasserfall angeguckt. Dort gab es auch freilebende Affen. Ich finde die ja sehr faszinierend, wurde aber mal wieder, wie immer, belächelt. Irgendwie finden mich Indonesier urkomisch. Selbst wenn ich nicht mal beabsichtige Witze zu machen, lachen die sich tot über mich, weil ich eben anders bin und denke und wie ich auf Sachen reagiere, die für sie völlig normal sind. Als Eintritt in den Park musste ich als Weiße mit € 4,50 übrigens den 5fachen Preis zahlen.

Dann war ich erstmal krank. Am Sonntag haben wir uns mit Freunden von Wilner in der Mall getroffen. Indonesier lieben Malls und treffen sich immer dort! Das war aber witzig und wir hatten Spaß zusammen und für die Indoensier war es toll mit einer Bule unterwegs zu sein und sich ein wenig mit mir auf Indonesisch zu unterhalten und ihr eigenes Englisch zu üben. Allerdings haben sie untereinander nur Sudanesisch gesprochen. Da habe ich dann gar nichts mehr verstanden.

Parkhaus mal anders
In Bandung werden viele Kleidungsstücke für S-Oliver, Tom Taylor, Zara, Mexx, H&M, SPRIT und viele andere Marken genäht. Zwei von Wilners Schwestern arbeiten als Näherinnen in einer der Fabriken. Sie sagen, die Bezahlung ist absolut in Ordnung und die Arbeitsbedingungen auch, was mich sehr beruhigt hat. Hier gibt es sehr viele Outletläden, in denen eben diese Kleidungsstücke für unter € 10 verkauft werden. Deshalb rennen in Bandung ganz viele Indonesier mit „teurer“ Markenkleidung durch die Gegend. Ich war echt dankbar, dass ich mir dort auch einiges günstiges kaufen konnte, weil ich in Jakarta nicht wirklich was finden konnte und in meine Koffer nicht ganz so viel gepasst.
schon fast unten ;-)

Am vergangenen Montag dann, haben Wil und ich noch einen kleinen Tagesausflug in die Berge gemacht. Wie immer natürlich mit dem Roller. Ein spannendes Unterfangen. Die Gegend dort ist wunderschön und wir sind runter zu einem Krater gelaufen. Dort schießt kochendes Wasser in die Höhe und es riecht sehr stark nach Schwefel. Mit jedem Schritt nach unten wurde mir gruseliger, weil ich wusste, dass ich wieder hoch muss L Sagen wir mal so, meine ostfriesischen Beine haben heute (Donnerstag) immer noch Muskelkater…

Zum Abschluss noch ein Foto ohne Worte! Manchmal sagen Bilder mehr als tausend Worte...Ich habe noch so viel zu erzählen, aber das soll erst mal reichen. In wenigen Tagen dann mehr!

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