Wow, ich erlebe gerade so viel und weiß gar nicht, wann ich
überall alles berichten soll. Ich bin euch ja auch noch einen, zumindest kurzen
Urlaubsbericht schuldigt, aber der muss warten. Heute geht es erst mal um die
traditionelle indonesische Hochzeit, bei der ich am vergangenen Freitag war.
Am Donnerstagabend bekam ich eine Nachricht von einer
Indonesierin (Dwi), die ich erst am vergangenen Sonntag kennengelernt hatte,
auf mein Handy. Sie fragte mich, ob ich nicht spontan Lust hätte mit ihr auf
eine typisch indonesische Hochzeit am folgenden Tag zu kommen. Weil ich das
schon die ganze Zeit so gerne wollte, sagte ich zu. Zum Glück hatte ich ein
schickes Kleid aus Deutschland mitgenommen und mir wurde gesagt, dass man keine
Geschenke mitbringt, sondern Geld in eine Dose schmeißt, was ich aber nicht müsste.
(Natürlich war ich fast die einzige in einem schicken Kleid und nicht in
traditioneller Kleidung.)
So fuhr ich zuerst zu ihrer Familie, die mich dann mit ihrem
Auto in den Norden der Stadt zum Festsaal mitnahm. Mir wurde gesagt, man werde
immer als ganze Familie eingeladen und bringt dann einfach ein paar Leute mit:
Vater, Mutter, Kinder, Hausangestellte, Kindermädchen, Fahrer, enge Freunde… Da
die drei Geschwister von Dwi aber keine Zeit hatten, hat sich spontan überlegt,
mich mitzunehmen, um wahrscheinlich ein bisschen mit mir „anzugeben“, denn
schließlich war ich die einzige Weiße auf der Hochzeit. (Das Paar wollte sogar
unbedingt ein Foto mit mir.) (Das Video habe ich leider hochkannt gedreht.)
Die Tänzerinnen, die vorweg liefen |
Einlaufen |
Nachdem Essen hat sich jeder zum Gratulieren angestellt. Ich musste also schnell noch das auswendig lernen, aber spätestens nachdem ich dem 9. Familienmitglied „Selamat berbahagia!“ gewünscht hatte, konnte ich das dann auch. Allerdings fand ich das Händeschütteln irgendwie schwieriger und bei Männern und Frauen war das zudem auch noch unterschiedlich. Ich denke, sie werden es mir verzeihen.
engste Familie des Bräutigmas in traditioneller Kleidung |
Danach gingen die traditionellen Tänze los. Mhm, ich habe ein Video gedreht; das kann man sonst so schlecht beschreiben. In der Kultur wird sehr viel über Tänze ausgedrückt und die hatten alle eine Bedeutung: Begrüßung, Dankbarkeit, Geschenkübergabe, Übergabe der Braut und die Familie des Bräutigams, Segensübergabe, gute Wünsche,… Für mich sah das irgendwie immer gleich aus. So ging das Stunden! Ich wurde ja gewarnt, dass es langweilig werden würde, aber selbst das Paar war soooooooooooooo gelangweilt. Die mussten die ganze Zeit sitzen und nur ab und zu zum Gratulieren aufstehen und haben sehr viel gegähnt. Sehr sympathisch. Allerdings hatten sie auch keine Wahl: Die Familie entscheidet wie geheiratet wird. Hier zahlt die Hochzeit übrigens die Familie des Bräutigams. Wenigstens gab es zwischendurch Obst und andere indonesische
Tänze vor dem Brautpaar |
Gegen halb sechs sind wir dann gegangen. Da saß das Paar vor
der Bühne; in eines der typischen Bataktücher eingewickelt und es tanzten
wieder Leute um sie herum.
Folgende Dinge habe ich an dem Tag gelernt/ beschlossen:
-1. Ich werde niemals einen Batak heiraten ;-)
2. Ich bin so dankbar in einem Land und in einer Familie aufgewachsen zu sein, in der ich entscheiden darf wie ich heirate.
2. Ich bin so dankbar in einem Land und in einer Familie aufgewachsen zu sein, in der ich entscheiden darf wie ich heirate.
3. Dieses Land ist noch traditioneller als bisher
gesehen.
4. Traditionelle Kleidung hier ist nicht schön! (Ich werde sie mir trotzdem anfertigen lassen ;-)
4. Traditionelle Kleidung hier ist nicht schön! (Ich werde sie mir trotzdem anfertigen lassen ;-)
Tanz zur Übergabe des Tuches als Ritual |
Dennoch bin ich super dankbar, dass Dwi mich mitgenommen
hat. Ich finde es total spannend, die Kultur kennen zu lernen und zu
vergleichen. Wenn es auch manchmal ein bisschen negativ hier anklingt, sind
vieles einfach Feststellungen aus der Sicht einer strukturierten direkten Norddeutschen.
Ich bin sehr gespannt auf alles, was ich hier noch erleben werde. Hoffentlich
schaffe ich es auch noch auf eine typisch javanisch- muslimische Hochzeit!
Liebe Jessi,
AntwortenLöschensehr spannend, was du schreibst! Schön, dass wir deine Schritte in diese so extrem andere Kultur begleiten können.
Ganz liebe Grüße von uli aus lüneburg
"Feststellungen aus der Sicht einer strukturierten direkten Norddeutschen"
AntwortenLöschenMein Herzliches Beileid zieh deinen Stock aus dem Arsch, andere Länder ander Titten !