Jetzt habe ich sie: Meine gute Fee! Meine Mitbewohnerin beschwert sich zwar ständig, dass sie zu wenig lächelt, aber ich bin so froh, dass es sie gibt. Bei mir lächelt sie auch recht viel, vor allem wenn ich sie lobe und mich bei ihr bedanke.
Von wem ich spreche? Der ein oder andere mag es ahnen.
Ich spreche von Tia, unserer Hausangestellten, auf Indonesisch „pembantu“
(bantu = helfen). Ich weiß nicht wie ich je wieder ohne sie leben soll! ;-)
Mein Miete beinhaltet übrigens neben Wasser, Strom, TV,
Internet, gekochtem Reis (richtig gelesen) auch eine pembantu. Am Anfang
viel es mir schon sehr schwer mit ihr umzugehen und manchmal tut sie mir auch
wirklich leid, wie meine Mitbewohnerin sie behandelt, aber ich finde Tia
mittlerweile toll!
Sie bewohnt ein sehr kleines Zimmer mit Fernseher und hat
ihr eigenes indonesisches Bad mit Stehklo und Wasserbecken samt Kelle zum
Duschen bei uns im Haus. Jeden Morgen wird das komplette Haus gefegt und
gewischt und die Badezimmer geputzt. Wenn ich jeden Tag das Haus verlasse,
passiert das automatisch in meinem Zimmer und Bad. Zudem wird der Müll
ausgeleert, mein Bett gemacht, mein Schreibtisch aufgeräumt oder was sonst in
meinem Zimmer rumfliegt (für die Süddeutschen unter euch: rumfährt) und das
coolste: Meine Wäsche wird gewaschen und gebügelt abends wieder auf mein Bett
gelegt!
Die gute Tia in der Kochecke |
Unser Haus, wie eigentlich fast jedes in dieser Stadt,
hat ein Tor, das aus Sicherheitsgründen immer abgeschlossen ist. Die Haustür
natürlich auch. Am Anfang habe ich immer versucht, es selbst aufzuschließen,
aber mittlerweile aufgegeben, weil der Schlüssel von innen immer steckt und ich
dann sowieso klingeln muss, damit Tia mir das Tor und die Tür aufmacht. Heute
zum Beispiel war ich zu faul meinen Regenschirm für die Minute rauszuholen und
Tia hat mich dann extra mit Schirm die drei Meter ins Haus begleitet, obwohl
ich meinte, dass das nicht nötig sei. War es anscheinend wohl und in solchen
Momenten fühle ich mich wirklich unwohl, weil diese Situation und die vielen
anderen, sie gefühlt zum Menschen zweiter Klasse machen. Vor allem, wenn ich
sehe wie sie von Indonesiern behandelt wird. Kein Wunder, dass sie bei denen
nie lacht!
Am Abend gebe ich ihr jetzt neuerdings öfter mal Geld und
sie geht einkaufen, um mir dann am nächsten Tag Essen zu kochen! Tia kann ziemlich
gut kochen, nur muss ihr natürlich sagen was, aber ich kenne nicht so viele
indonesische Gerichte. Selbst mein Indonesischlehrer ist völlig begeistert von ihrem Essen und hat mir heute eine Liste mit indonesischen Gerichten genannt. Am Anfang war es mir sehr unangenehm, sie zu bitten für mich zu kochen und ich habe oft selbst
gekocht und das ein oder andere Glas abgewaschen, aber mir wurde gesagt, dass
das sehr unhöflich und ihr gegenüber respektlos sei. Meine Mitbewohnerin lässt
sich alles ins Zimmer bringen und wieder abholen. Ich esse dann doch lieber am
Küchentisch und räume mein Geschirr hinterher in die Spüle. Für mich ist sie
kein Buttler!
Achja, und wenn meine Schuhe geputzt werden müssen, tut
sie das natürlich auch und wahrscheinlich würde sie noch viel mehr machen, aber
das mag ich nicht. Ich habe mich immer schlecht gefühlt, dass sie hier 7 Tage
die Woche arbeitet (mit natürlich viel freier Zeit zwischendurch) und ziemlich
wenig Gehalt bekommt, aber mir wurde gesagt, dass es kulturmäßig ein absolutes
No-Go ist, keinen einzustellen, weil man dann als geizig gilt und was geheim halten
möchte. So sehe ich es jetzt, dass sie dank uns einen Job hat und Geld
verdient. Und ich genieße es, absolut keinen Haushalt führen zu müssen! So gut
hatte ich es bei Mama nie! ;-) Manchmal werden Wünsche doch wahr…
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen