Sicher haben sich einige von euch schon gefragt, ob Jessi in
ihren Berichten nicht ein wenig übertreibt. Mir ging es zumindest zeitweise so.
– Bis ich hierher kam. Hier schreibt also mal Debora den Blog von Jessi – die unglaubliche
Geschichte eines Umzuges auf der anderen Seite der Erde.
Dass die Vermieterin fast täglich auftaucht, hatte Jessi ja
schon in einem vorherigen Blog erwähnt. Und so hatte ich auch direkt an meinem
ersten Nachmittag (Mittwoch) in Jakarta das zweifelhafte Vergnügen diese Person
kennen zu lernen. Nun gut, es gab ja wohl
auch noch einiges zu regeln, denn Freitag wollte Jessi ausziehen. Aber hätte
sie das nicht auch schon Sonntag, Montag oder Dienstag regeln können, wo sie da doch auch schon
vorbei gekommen war? Und trotz meinen nicht vorhandenen Indonesisch Kenntnissen
habe ich ein Wort, das häufiger fiel sofort verstanden: Makan = essen. Wie sagt man so schön: Andere Länder andere Sitten: Ich
glaube es wäre wohl in Deutschland undenkbar, dass der Vermieter einfach so
aufkreuzt, schnell mal einen Blick in alle Zimmer wirft und dann ungebeten am
Esstisch Platz nimmt.
Donnerstag waren wir den ganzen Tag unterwegs gewesen. Als
wir dann am Nachmittag zurück kamen, war die gute Frau schon wieder in der
Wohnung. Nach zwei Monaten hatte sie es endlich geschafft die Klimaanlage
reparieren zu lassen. Warum das jetzt auf einmal so schnell ging? Sie wollte
die Wohnung nach Jessicas Auszug beziehen. Und um das auch ganz deutlich zu
machen, hatte sie auch schon mal die ersten Sachen mitgebracht. Koffer und
Bettzeug belegten das halbe Sofa und auch der Herd war komplett zugestellt. Uns störte das doch nicht, oder? Nein, natürlich nicht,
freundlich nicken und lächeln. Wann wir denn die Wohnung verlassen würden?
Freitag, 8 Uhr abends, denn der Freund, der Jessi helfen wollte, konnte nicht
eher.
Freitagmorgen, als wir dann das Haus verließen begegneten
wir der Vermieterin und ihrem Schwager vor dem Treppenhaus. Der Schwager fragte
dann auch noch mal, wann wir denn weg wären. Wieder lautete die Antwort 8 Uhr.
Er schien recht verwundert, dass sie schon Sachen in die Wohnung gebracht
hatte, fragte dann aber auch, wann wir wieder da wären, da er noch etwas
besprechen wollte. Anscheinend war an den vorangegangen 5 Tagen noch nicht alles geklärt worden. Gut, ca.
15 Uhr wären wir wieder da. Und zur Verabschiedung dann noch einmal: Delapan =
8 – eher kann der Freund uns nicht abholen!
Kurz nach 3 Uhr stand sie dann wieder vor der Tür. In der
Wohnung traf sie auf uns mit offenen Koffern und wenig Nerven, hieß es doch
doppelte Taschen packen: Für unsere Reise und die Taschen, die in die neue
Wohnung sollten. Irgendwie schien die gute Frau ehrlich verwundert, dass sie
sich nicht hinsetzen konnte. Hatte sie vergessen, dass das Zeug auf dem Sofa
zur Hälfte ihr gehörte?
Aus dem darauf folgenden Gespräch habe ich nur Delapan
verstanden. Jessi hat es ungefähr 10 mal gesagt. Was ist an 8 Uhr nicht zu verstehen? Es ist ja auch nicht so, dass wir nicht
kooperativ wären, aber wenn schon jemand extra kommt, dann nimmt man die Hilfe
eben dankbar an. Und immerhin hat der
Tag –zumindest in Deutschland – 24
Stunden. Jessi war irgendwann so genervt, dass sie - um des lieben Frieden
willens - eingewilligt hat, dass die gute Frau schon ab 7 Uhr ihre Sachen in die Wohnung bringen
kann. Aber sie hat auch noch einmal betont, dass wir erst um 8 Uhr abgeholt
werden.
Als wir um viertel vor 5 vom Pool wieder hochkamen,
erwartete uns die nächste Überraschung: Ihre Hausangestellte hatte in der Zwischenzeit ein
paar Sachen vor die Wohnung gestellt, die wir gepflegt ignorierten. Nicht
ignorieren konnten wir allerdings das Klopfen ca. eine halbe Stunde später:
Schon wieder die Angestellte mit den nächsten Sachen. Ihr war das sichtlich
unangenehm. Und wie geht man hier mit
einer solchen Situation um? Freundlich lächeln! Wir haben ihr dann gestattet
die Sachen auch schon in der Wohnung abzustellen, wo Jessi noch dabei war die
letzten Dinge in die Koffer zu verpacken. Leider blieb es nicht bei dem einen
Mal. Im Laufe der nächsten halben Stunde tauchte die Angestellte mit immer mehr
Sachen auf. Jedes Mal mit einem peinlich berührten Lächeln im Gesicht. Bald darauf
konnte man sich in der Wohnung nicht mehr richtig bewegen und die Sachen der
Vermieterin waren deutlich mehr als Jessis.
Punkt 7 Uhr kam dann die Vermieterin. Sie entschied dann,
dass einfach zu viele Sachen in der Wohnung waren. Ganz meiner Meinung. Doch
was danach kam, kann man mit europäischen Ohren kaum glauben. Die Vermieterin
und ihre Angestellte fingen an, Jessis Koffer und Kisten auf den Flur zu
stellen. Wie bitte soll man denn in solch einer Situation reagieren? Wir haben
es so hingenommen und versucht die Situation mit Humor zu sehen. Typisch
Indonesisch halt: Lachen, wenn man nicht weinen will. Die Sachen haben wir mit
Hilfe der Angestellten – die sich mehrfach für ihre Chefin entschuldigte - in
den Aufzug gebracht. Da wir in der Lobby nicht warten durften, saßen wir dann
unten in der Tiefgarage vor dem Aufzug auf gepackten Koffern…
Umzug auf Indonesisch! Ich revidiere: Jessi hat in ihren
vorherigen Beiträgen in keinem Fall übertrieben. Eher untertrieben. Gut für uns, dass der Freund Mitleid mit uns
hatte und doch eher kommen konnte.
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