Mittwoch, 28. März 2012

Der Tag, an dem wir eingesperrt wurden

Heute geht es um das balinesische Fest "Nyepi", das am Neujahrstag des balinesischen Kalenders stattfindet und immer auf Neumond fällt. Es ist der höchste und heiligste Feiertag auf Bali. Dieses Jahr fiel er auf den 23.März.

Wahrscheinlich hätte ich ihm nicht so viel Aufmerksamkeit beigemessen, obwohl er in ganz Indonesien ein offizieller Feiertag ist, wenn ich nicht zufällig zu selben Zeit auf Bali gewesen wäre. Dies hatte nämlich starke Auswirkungen auf meinen Urlaub mit meinen Geschwistern dort. Eigentlich hätte ich stutzig werden sollen, dass ich am 23.3 keine Flüge buchen konnte...

Einen Tag vor Nyepi wird das Fest Tawur Kesanga begangen. Am Nachmittag wurden schon alle Bordsteine hochgeklappt und die Leute zogen ihre festliche Kleidung an, die üblicherweise aus einem Sarong (eine Art Wickelrock) und einer Bluse bzw. einem Hemd besteht. Die Männer ziehen dazu ihre typischen Kopfbedeckungen auf. In großen Umzügen mit Musik und Gesang begaben sie sich zu ihren Tempeln, wo sie exorzistische Zeremonien begangen haben. Die Balineser hatten vorher "Ogoh-Ogoh" (aus Bambus hergestellte Monster, um böse Geister zu vertreiben) hergestellt. Diese trugen sie nun nach Sonnenuntergang begleitet durch Musik durch ihre Dörfer, um die bösen Geister zu vertreiben. Am Abend feiern die Hindus auf Bali dann Ngerupuk, indem sie Krach machen, Fackeln anzünden und die Ogoh-Ogoh anzünden, um die bösen Geister aus dem Leben zu vertreiben.

Wir haben dies auf den Straßen gesehen. (s. Fotos) Außerdem sind die Besitzer und ihre Familien über das Gelände unserer Unterkunft gezogen und haben ordentlich Lärm gemacht.

An Nyepi, dem eigentlichem Neujahrsfest selbst, darf KEINER auf Bali (außer der Security) das Haus verlassen. Es ist der "Tag der Ruhe" und wenn ich Ruhe sage, dann meine ich auch Ruhe. Es ist nicht erlaubt, seinen normalen täglichen Aktivitäten nachzugehen, was von den Pecalangs (den traditionell balinesischen Sicherheitsleuten kontrolliert wird). Sie haben dafür zu sorgen, dass keiner sein Haus verlässt und falls jemand Geräusche macht, diese zu unterbinden. Ruhe heißt in diesem Fall, dass nicht nur jeder im Haus bleiben muss, sondern auch, dass eigentlich weder Radio gehört noch Fernseh geguckt werden darf bzw. leise gestellt werden muss. Licht darf nicht angeschaltet werden und Geschlechtsverkehr auch nicht vollzogen werden. Flughäfen, Häfen, Geschäfte, Restaurants - alles ist geschlossen - Das einzige, was man den ganzen Tag hört sind bellende Hunde, zirpende Insekten, singende Vögel und gackernde Hühner.

Der Grund für diese absolute Ruhe ist die Angst, dass die Geister, die am Abend vertrieben wurden, zurück zur Erde finden könnten. Die Balinesen glauben, dass an Nyepi die Welt gereinigt wird und alles neu beginnt.

Leider war dieser Tag der letzte unseres Urlaubes, da unser Flug am Morgen des 24.3 ging. Eigentlich fände ich so einen absoluten Tag der Ruhe (ohne diese Geisteraustreibungen) ziemlich genial; insbesondere hier in Jakarta. Ein Tag ohne Verkehr und die ständige Rufe der Moslems zum Gebet durch die Lautsprecher wäre ein Traum! Ein Tag der Ruhe im Alltagsstress: SUPER!

Wenn man aber gerade auf Bali ist, es das Ende des Urlaubes ist, schon insgesamt 1,5 Wochen mit seinen Geschwistern auf engstem Raum verbracht hat und lieber am Strand oder mit dem Roller durch die Gegend fahren würde, ist dieser Einsperrtag arg langweilig. Meine Geschwister und ich  haben am Abend vorher noch Karten gekauft, damit wir wenigstens spielen konnten. Ansonsten haben wir viel gelesen und Spiele auf dem Handy gespielt.

Vielleicht sollten wir bei Angela auch mal einen Antrag auf solch einen Tag der absoluten Ruhe stellen! Was für einen Unterschied das doch in unserem schnell-lebigen Deutschland machen würde!




Samstag, 10. März 2012

It's time to move!

Da meine Geschwister morgen kommen und fuer 2,5 Wochen bleiben, werde ich keine Zeit haben, einen  Blogbeitrag zu schreiben. Deshalb gibt es heute zwei, damit meine treuen Leser nicht ganz so traurig sind. :-) Ausserdem wollte ich den Beitrag ueber meinen Umzug und meine Wohnung nicht einen Monat spaeter schreiben.
Mein Hab und Gut
Am 28.2 fand der Umzug statt. Es ist unglaublich, wass sich in 7 Monaten so an Sachen angesammelt hat (s. Fotos) und dabei fehlt auf dem Foto sogar noch ein Koffer. Viele Dinge sind aber auch Kuechen- und Haushaltsdinge.

Sally zwischen meinen Sachen :-)


Sally, meineFreundin aus Amerika, mit der ich zusammengezogen bin, hatte ein dem Tag zum Glueck Fahrer und Auto zur Verfuegung und IRGENDWIE haben wir es auch hinbekommen alle meine Sachen ins Auto zu bekommen.

Unser Wohnzimmer
 
Beim Einraeumen meines vorruebergehenden Zimmers
 Jetzt leben wir in deiner 3-Zimmer Wohnung im 20 Stock und ich geniesse es nicht nur eine tolle Mitbewohnerin zu haben, sondern auch den Pool unser Fitnessstudio und die Naehe zum JabezKidzCentre (5 min zu Fuss!). So langsam wird es wohnlich, auch wenn ich Ende des Monates in ein anderes Zimmer hier ziehe, das zurzeit noch abgeschlossen ist und von den Dingen der Vormieterin belagert wird.
Unser Wohnzimmer und Balkon
Unser Eingangs- und Kuechenbereich (normalerweise ohne Buegelbrett)
Sally und ich verstehen uns super. Wir haben beide dasselbe Reinlichkeitsverstaendnis und haben insgesamt sehr viel Gemeinschaft: Gemeinsames Putzen, Kochen, DVD-Abende, auf dem Sofa bis tief in die Nacht quatschen, ... Gestern hatten wir unsere Einweihungsparty! Es gab einen Spieleabend! Wie sehr ich das vermisst habe! Auch wenn ich feststellen musste, dass "unser" Zettelspiel scheinbar weltweit bekannt ist.
  
Flur, der zu den Schlafzimmern und zwei Badezimmern fuehrt
 Anbei zeige ich euch noch ein paar Fotos von dem Ausblick aus unserem Appartment:
 
Puncak - man sieht ihn nur ganz selten, weil die Sicht normaler durch Smog verdeckt ist

Gestriges Gewitter ueber Jakarta
Ach ja, wer sich fragt, was da fuer Seile im Bild haengen. Das sind die Sicherungsseite der Fensterputzer, die da leider immer haengen.


Jakarta von seiner besten Seite
Die Bauarbeiten, die Tag und Nacht durchgefuehrt werden

Blick auf "unseren" Garten und "unseren" Tennisplatz
Ausblick gerade eben



Berjalan kaki oder "Der Versuch, zu Fuss zu gehen"

Nachdem ich ja schon ausgiebig ueber den Verkehr geschrieben habe, mag sich der eine oder andere fragen, warum ich nicht zu Fuss gehe oder Rad fahre. Wer sich das Video im vorangegangenen Blogbeitrag angesehen hat kann verstehen, warum man nicht mit dem Rad faehrt. Am Anfang hatte ich noch ueberlegt, einen Roller zu kaufen, aber das habe ich mir schnell wieder aus dem Kopf geschlagen, weil die hier wie die Irren fahren und ich mich das nicht traue. Auf Bali allerdings fahre ich auch Roller.

Ausserdem haben mich mehrere auf das Video angesprochen, vor allem wie die Leute hier ueber die Strasse gehen. Ich gehoere mittlerweile auch zu ihnen. Wer Angst hat, bleibt stundenlang an einer Stelle stehen. Es gilt hier: Mut zusammen nehmen, die Hand zur Seite austrecken, Augenkontakt zu Fahrern herstellen, loslaufen und hoffen und beten, dass sie anhalten... Achja und man darf nicht zoegern, denn sollst steht man drei Stunden spaeter immer noch an der gleichen Stelle.

Zu Fuss gehen ist hier ein wenig schwierig. Selbst in meiner alten Nachbarschaft, die in einer Wohngegend war, waren die Strassen bewahrener als so manche Strasse in Deutschland, die ich dort niemals ohne Fussweg begehen wuerde. Was es ansonsten noch so fuer Probleme gibt, moechte ich wieder mit meinem Buch "CultureSock! Jakarta" beschreiben. Mir gefaellt der Schreibstil sehr.

"Jakarta ist heiss, sehr heiss. Wenn man gerne zu Fuss geht, dann flieg nach Singapur, wo es zwar auch heiss ist, aber es Fusswege gibt. Jakartas Strassen haben zwar auch Fusswege, aber man muss schon sehr viel Glueck haben, einen kleinen Streifen zu finden, auf dem man mehr als 12 Schritte gehen kann. Hier findet man Schlagloecher, Baeume, Strassenlaternen, Verkehrsschilder, riesige Pflanzenkuebel, um Rollerfahrrer davon abzuhakten auf den Fusswegen zu fahren, parkende Autos und Motorraeder, Restaurants, Zeitungsverkaeufer, Garten Centre, Gruppen von Leuten, was Gruppen von Leuten so machen - wie es scheint einfach nur im Weg rumzustehen.


Falls man zu Fuss gehen muss, sagen wir mal vom Taxi bis zur Bordsteinkante, sollte man aufpassen, dass die guten Schuhe in der Tasche sind, weil man nicht moechte, dass sie durch den Müll und die abfließenden Abwassermassen gehen. Falls man eine Strasse ueberqueren moechte und dort eine Fussgaengerbruecke ist, sollte man sich viel Zeit nehmen, um zu gucken, wohin man geht. Es gibt eventuell Löcher, in die man fallen könnte, ein fehlendes Geländer oder solche Dinge wie Ojeks (Motorradtaxis). Es wird definitiv jemanden geben, der etwas verkauft, das du vergessen hast, dass du es brauchst wie Schuhbänder, Babyschildkroeten oder eine pinkfarbene Handyhuelle.

Generell gibt es keinen bestimmten Ort, um die Strasse zu überqueren; was auch immer du machst, ignoriere die breiten weissen Streifen in der Mitte der Streisse, die man in anderen Ländern sieht. Es ist ganz klar, dass die Sicherheit der Fußgänger in Jakarta sehr unwichtig ist."

Dann führt das Buch noch einige Regeln für Fußgänger auf. Ich habe mich weggeschmissen als ich sie gelesen habe, da sie auf ironische Art und Weise das Verhalten des normalen Indonesiers im Straßenverkehr beschreiben:
  • Benutze dein Handy, so dass du nichts sehen oder die anderen Fußgänger vorbei gehen lassen musst.
  • Laufe niemals allein. am besten laueft man in Gruppen von mindestens drei Leuten, langsam. Somit lauft man nicht allein vor den Roller.
  • Wenn du auf den Bus wartest (zu Erinnerung, man stellt sich einfach an die Strasse und winkt den fahrenden Bus ran, auf den man dann aufspringt) bilde eine Gruppe. Es ist sicherer in einer grossen Gruppe.
  • Ueberquere die Strasse in der Naehe eines Zebrastreifens oder eine Fussgaengerueberfuehrung. Wenn man die Hand zur Seite raushaelt kann man heranfahrende Autos und Busse warnen, dass man vorhat die Strassenseite zu wechseln. Normalerweise halten sie an, Rollerfahrer allerdings nicht.
  • Denke gar nicht erst daran Fusswege zu benutzen.
In diesem Sinne! Frohes Laufen!



Donnerstag, 1. März 2012

Macet - Ergänzung

Heute gab es im Magazin "Jakarta Expat" (ein englischsprachiges Magazin für die ausländischen Facharbeiter hier) einen Artikel über die Verkehrssituationen in Jakarta und Bangkok, wobei Jakarta ziemlich schlecht abschneidet. Leider ein paar Tage zu spät für meinen Blogbeitrag, aber ich möchte doch gerne drei Zitate bringen:

"Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf Jakarta's Straßen beträgt 5 km/h." - ohne Worte -

Das zweite Zitat bezieht sich darauf, dass in Bangkok viel getan wurde, um die Straßen zu entlasten. Es gibt gut strukturierte, breite, neue Hochstraßen und Züge, die den Verkehr im Zentrum entlasten. Das hat zu einer neuen Infrastruktur geführt. In Jakarta gibt es seit Jahrzehnten diesselben schmalen (kurvigen) Straßen.

"Ich habe Bangkok und Jakarta vor 25 Jahren besucht und in beiden ungefähr 18 Jahre gewohnt. Die Veränderungen in Bangkok im letzten Jahrzehnt allein haben mich bei meinem letzten Besuch gezwungen, mir einen neuen Stadtplan zu kaufen. In Jakarta dagegen kann man immer noch seinen Reiseführer verwenden, den man vor 25 Jahren gekauft hat."

Es ist ja nicht so, dass die Politiker hier sich keine Gedanken machen. Es gab den Versuch eine Hochbahn zu bauen. Dann ging das Geld aus, bzw. die Regierung hat gewechselt, bzw. es wurde nicht genug bestochen, bzw... Dabei wird hier so viel gebaut: Eine Mall nach der anderen... Korruption lässt grüßen.

"Es gibt immer immer noch Gespräche über eine Hochbahn. Pylone wurden in den Boden gestampft und nun werden sie dafür genutzt um für Clowns und Kindermädchen Werbung zu machen während Graffiti_Künstler einen Ort bekommen ihre Arbeiten auszustellen. Es gibt einen Plan, die Arbeit bald wieder aufzunehmen, aber keiner macht sich wirklich Hoffnungen."


Diese schöne unfertige Straßendekoration ziert einige Straßen dieser Stadt, leider ohne dass daran gearbeitet wird